Ostsee - Ruth und Werni

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Ostsee

Deutschland
Von Berlin über die Ostseeküste nach Hamburg

Mit zwei Velotaschen, einem kleinen Rucksack und natürlich mit unseren Velos, fahren wir im Nachtzug nach Berlin. Für einen Monat werden wir auf unserer Ostsee-Velotour mit diesen vier Sachen auskommen müssen.
Wir starten beim geschichtsträchtigen Brandenburger Tor. Unser Weg führt über Joachimstal, Prenzlau und Uekermünde nach Usedom. Die ersten 70 Kilometer fahren wir durch den Regen. Dann bessert sich das Wetter, aber es ist kalt und stark windig. Auf dem Ostseeküsten Radweg fahren wir bis nach Stralsund. Hier machen wir einen Abstecher und fahren der Küste entlang rund um Rügen. Die berühmten Kreidefelsen erkunden wir mit dem Velo von oben, mit dem Schiff vom Wasser aus und zu Fuss der Küste entlang. Wir folgen weiter dem Ostseeküstenradweg über Zingst, Warnemünde und Wismar bis nach Lübeck. Wir geniessen die interessanten Hansestädte, die schöne Landschaft und die Natur mit den Zugvögeln welche jetzt unterwegs sind.
Unsere letzte Etappe führt dem Elbe-Lübeck-Kanal entlang und dann quer durch das Land nach Hamburg. Hier werden wir von unseren Freunden, welche wir auf dem Jakobsweg kennen gelernt haben, empfangen. Während mehr als einer Woche zeigen sie uns ihre Stadt und deren Umgebung.

Highlights

Selbstverständlich
Am zweiten Tag führt unser Weg über schlechte Naturstrassen. Mitten in einem Wald springt meine Kette heraus. Als ich sie wieder einhängen will, merke ich dass die Kette gar nicht mehr da ist. Dafür liegen die Zahnräder sowie Schrauben und Nieten des Wechsels im Sumpf. Das was von meinem Wechsel noch übrig ist, hängt total schief und verklemmt die Speichen. Vermutlich hat sich da ein gröberer Ast verklemmt. Da hilft weder mein rechhaltiges Veloflickzeug noch der Veloflickkurs den ich kürzlich besucht habe. Zu Fuss erreichen wir nach nur vier Kilometern einen Bahnhof. Willmersdorf heisst er. Ein einsames baufälliges Bachsteingebäude ist das einzige was wir vorfinden. Alles ist verriegelt. Wir finden kein Restaurant, kein WC und kein Dorf in der Nähe. Hier hat es gar nichts. Wir warten hier fast zwei Stunden bis der nächste Zug kommt. Dieser führt uns dann direkt nach Prenzlau, wo unser Hotel ist. In dieser Stadt gibt es auch einen Velomechaniker. Er macht ein sorgenvolles Gesicht. „Einen neuen Wechsel habe ich da. Wenn ich die Aufhängung vom Wechsel geradebiege könnte es aber sein, dass diese bricht. Dann kann ich auch nicht mehr helfen“ meint er. Er lässt alles liegen und verspricht in einer guten Stunde fertig zu sein. Dank seinem handwerklichen Geschick schafft er es mein Velo wieder fahrtauglich zu machen. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich danke ihm für die gute und schnelle Reparatur. Er sagt nur: „Das ist doch selbstverständlich, sie wollen ja morgen weiterfahren“.

Zugvögel
Wenn wir an seichten Gewässern oder auch an abgeernteten Maisfeldern vorbeifahren hören wir immer wieder das Gekreische der Kranichschwärme. Sie sind jetzt unterwegs von Russland oder Skandinavien nach Süden, nach Spanien oder Afrika. Hier in der Gegend machen sie Halt um zu fressen und neue Kräfte für den Weiterflug zu sammeln. Diese Kraniche sind uns sympathisch weil wir uns ja manchmal auch als Zugvögel fühlen.
Wir buchen eine Kranichfahrt mit dem Schiff. Beim Einnachten liegen wir in einem Meeresarm in der Nähe eines Schlafplatzes und warten. Wir sehen wohl einige Schwärme in der Dämmerung, sehr, sehr weit weg am Horizont vorüber fliegen. Als dann wie versprochenen, tausende von Vögeln kommen, ist es so dunkel, dass wir sie nur noch hören aber nicht mehr sehen können. So ist eben die Natur. Die Vögel machen nicht das was die Touristen wollen. Der Vortrag eines Kranichforschers und Tierfotografen auf der Rückfahrt, entschädigt uns aber für alles was wir verpasst haben.
Auf unserer Velotour sehen wir dann aber noch viele Kranichschwärme, ganz aus der Nähe und abseits von Touristen, ganz für uns alleine. Das sind dann die echten Highlights.

Hühnergott
Die Kreidefelsen auf Rügen sind sehr spannend. Wir betrachten sie beim Königsstuhl von oben. Auf einer Führung im Museum und erfahren wir viel Interessantes über diese bizarren und brüchigen Felsgebilde, aber auch über die Flora und Fauna in dieser Gegend. Auf einer Kreidefelsen-Rundfahrt können wir diese weisse Felsenküste vom Meer aus betrachten. Auf einer Wanderung dem Strand entlang sehen wir diese Küste noch von unten. Die Bäume, welche ab und zu mitsamt der Böschung ins Meer stürzen, werden alle liegen gelassen. Bis sie vom Meer weggespült werden kann es Monate oder Jahre dauern. Das gibt wunderbare Formationen und dank dem sonnigen Wetter auch tolle Fotomotive. Die Küste ist mit schwarzweissen Feuersteinen bedeckt. Feuersteine, welche ein Loch haben nennt man Hühnergötter. Wer einen Hühnergott, findet, der wird Glück haben, sagt man. Wir finden gleich mehreren Hühnergötter, aber vor allem wir finden es ein Glück, einfach hier sein zu dürfen. Zwei Hühnergötter nehmen wir mit. Vielleicht brauchen wir sie ja auf unserer Weiterfahrt.







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